MAI/JUNI 2015
Statt Umzug im Alter lieber Barrieren im Haus abbauen
Viele Menschen hängen am eigenen Heim und möchten im Alter nicht umziehen, sondern möglichst lange in ihrem Zuhause leben. Das ist logisch und nachvollziehbar, denn die Bewohner kennen ihr Haus in- und auswendig, finden Schalter im Dunkeln und sind in der Nachbarschaft bestens integriert. Außerdem ist die ambulante Versorgung zu Hause angesichts der demografischen Entwicklung erste Wahl.
Die meisten Häuser können mit der entsprechenden fachlichen Beratung gut umgebaut und fürs Alter angepasst werden. Der erste Schritt ist immer eine Besichtigung vor Ort sein. Dabei wird mit den Bewohnern geklärt, welche Barrieren ihr Leben beinträchtigen. Das ist sehr unterschiedlich. barrierearm heißt ja nicht automatisch rollstuhlgerecht, denn nicht jeder Senior sitzt im Rollstuhl. Die Umbaumaßnahmen sollten sich nach den zu erwartenden Einschränkungen der Bewohner richten. Vorausschauende Bauherren fragen ihren Arzt, wie sich ihre Gebrechen voraussichtlich entwickeln werden. Diese Prognose sollte in die Planungen. Bei großen Umbauten muss eventuell auch die Statik geprüft werden oder aber die behördlichen Genehmigungen eingeholt werden. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig fachlich kompetente Hilfe in Form eines Architekten mit „ins Boot zu holen“. Manche Umbauten lassen sich aber auch direkt mit dem Handwerker bewerkstelligen.
Ein Klassiker ist der Badumbau. Die Wanne wird entfernt und durch eine bodengleiche Dusche ersetzt. Das ist heute auch bei geringem Bodenaufbau machbar. Mehr als sechseinhalb Zentimeter werden nicht benötigt, um die eine Ablaufrinne herzustellen. Allerdings sollten Hausbesitzer diesen Schritt genau abwägen, denn Pflegebedürftige sind oft in der Wanne mit entsprechendem Lifter besser aufgehoben als unter der Dusche. Wannenlifter werden von den Krankenkassen bezuschusst. Badumbauten fördert die KfW-Bank.
Keine Schwierigkeiten bereiten in der Regel die Türbreiten. In den meisten Altbauten haben wir 85 Zentimeter Durchgangsbreite. Moderne Rollstühle passen da durch. Allerdings zahlen die Kassen diese speziellen Rollstühle nicht. Hausbesitzer müssen dann abwägen zwischen der Investition in den schmalen Rolli oder in die Verbreiterung der Türen.
Wer seine alte Küche herausreißt und durch eine rollstuhlgerechte Einrichtung ersetzt, der muss tief in die Tasche greifen. Deshalb gilt auch hier: erst prüfen, was wirklich gebraucht wird. Meist lässt sich die Küche nämlich von einem guten Schreiner zu vernünftigen Preisen anpassen.
Nicht nur in der Küche, sondern in allen Räumen müssen die Bewegungsflächen ausreichend groß bemessen sein. Zum Rangieren beispielsweise brauchen Rollstuhlfahrer rund 1,5 Meter mal 1,5 Meter freien Raum. Auch Senioren, die am Stock gehen, benötigen Platz. Die Wege im Haus sollten einfach sein. Nicht nur Stufen, Schwellen und Teppichkanten bilden Barrieren, sondern auch Türen, die in die falsche Richtung aufschlagen, oder Kommoden und Sofas, die unglücklich platziert sind und die Bewohner ständig zum Ausweichen zwingen. Der gerade, ebene Weg ist immer der Sicherste.
Treppen bilden Hindernisse. Treppenlifte und Aufzüge helfen, sie zu überwinden. Allerdings sind diese technischen Hilfsmittel teuer. Mitunter ist es sinnvoller, dem Pflegebedürftigen einen barrierefreien Wohnraum im Erdgeschoss einzurichten, als einen Lift einzubauen. Küche und Bad liegen in der Regel übereinander und lassen sich meist tauschen. So entsteht im Erdgeschoss ein zusammenhängender Pflegebereich.
Wir unterstützen Hausbesitzer aber nicht nur mit ihrer unabhängigen, individuellen Beratung, sondern auch durch die laufende Qualitätskontrolle bei den Umbauarbeiten. Außerdem helfen wir den Bauherren bei der Beantragung von KfW-Mitteln, die es als Zuschuss oder Darlehen gibt. Für die Auswahl technischer Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren oder Wannenlifter empfehlen sich Krankenkassen, Pflegedienste und Sanitätshäuser als erfahrene Ansprechpartner.
Weitere unabhängige Informationen finden sich zudem im Internet.